Der Podcast zum verstanden fühlen und Gefühle verstehen - Psychologie, Selbstreflexion und Achtsamkeit stehen hier im Fokus der Betrachtung. Als angehende Psychologin möchte ich dazu beitragen, psychologisches Wissen für so viele Menschen wie möglich zugänglich zu machen und das ehrliche Teilen von Gefühlen zu normalisieren. ForscherInnen haben herausgefunden, dass das Zeigen von Verletzlichkeit* ein direkter Ausdruck von Mut ist. Jedoch deuten viele Menschen es immer noch fälschlicherweise als ein Zeichen von Schwäche, wenn jemand sich verletzlich* zeigt. Indem ich offen und ehrlich über meine persönlichen Erfahrungen spreche, möchte ich auf möglichst subtile Weise zur Selbstreflexion anregen, ohne eine Illusion der Perfektion vorzutäuschen. Gefühle wie Scham, Angst und Wut gehören genauso zum Leben dazu wie Freude, Freiheit und Dankbarkeit. Wir alle haben Emotionen und wir alle lernen mit ihnen umzugehen. Auch teilen wir alle die psychologischen Bedürfnisse nach Bindung, Kontrolle, Selbstbestimmung, Selbstwert und Lust sowie diverse kognitive Verzerrungen. Also lasst uns doch lieber voneinander lernen, anstatt so zu tun als hätten wir im Vergleich zu den anderen immer alles im Griff. - * Verletzlichkeit (engl. vulnerability) wird in der Forschung verstanden als Ungewissheit, Risiko und emotionale Exposition.
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Friday Apr 02, 2021
Das Selbst, Selbsterkenntnis und kognitive Dissonanz.
Friday Apr 02, 2021
Friday Apr 02, 2021
Heute gebe ich Dir sozialpsychologischen Input frisch aus meinem Psychologiestudium. Dabei beantworte ich unter anderem die Fragen: Was ist eigentlich das Selbst? Wieso spielt das soziale Umfeld eine entscheidende Rolle für die eigene Identität? Wodurch finden Menschen heraus, wer sie selbst sind? Wie gelangen wir zu Selbsterkenntnis? Warum ist das nach Innen schauen im Sinne der Introspektion so fehleranfällig? Was tun Menschen, um ein konsistentes Bild von sich selbst zu zeichnen?
Du kannst gerne auf Instagram vorbeischauen unter @feeling.understood und mir Deine Gedanken teilen zum Podcast. Ich freue mich auf den Austausch mit Dir!
Zusätzliche Infos zur Folge:
Buch von Marie Kondo: Magic Cleaning: Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert.
Introspektion
Eine grundlegende Möglichkeit der Selbsterkenntnis ist es, in uns hineinzuschauen und unsere persönlichen Motive, Emotionen, Gedanken usw. zu reflektieren und analysieren. Dies wird auch als Introspektion bezeichnet. Ein Nachteil dieser Innenansicht ist, dass ihr ein äußeres Korrektiv fehlt. Menschen streben im Allgemeinen nach Konsistenz und danach, kognitive Elemente, wie z. B. ihre Handlungen und Einstellungen, aufeinander abzustimmen und anzugleichen. Gelingt es auf diese Weise, Widerspruchsfreiheit zwischen den kognitiven Elementen zu erzeugen und kognitive Dissonanz zu vermeiden, wird dies als sehr angenehm empfunden (konsonante Kognitionen). Da Personen danach streben, diesen Zustand möglichst beizubehalten, ist dieser zumeist sehr stabil.
Kognitive Dissonanz
Demgegenüber erzeugen kognitive Elemente, die sich widersprechen, kognitive Dissonanz. Diese tritt dann auf, wenn wir z. B. gegen unsere Überzeugungen handeln. Der Begriff und die Theorie der kognitiven Dissonanz gehen auf Leon Festinger (1957) zurück. Mit kognitiver Dissonanz sind solche Informationen über uns selbst gemeint, die einander widersprechen und zu einem unangenehmen Zustand der Anspannung führen. Personen sind dann bestrebt, die Dissonanz möglichst zu beenden oder wenigstens zu vermindern. Angenommen, wir haben eine Einladung zu einer Party erhalten und möchten auch gerne dorthin gehen, müssen aber gleichzeitig für eine wichtige Prüfung lernen, dann bieten sich gemäß Festinger folgende Optionen, um die offensichtliche Dissonanz zwischen unseren widersprüchlichen Bestrebungen zu reduzieren:
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Konsonante Kognitionen hinzufügen: Wir sagen uns z. B., dass wir eine alte Klassenkameradin treffen werden, die wir schon lange nicht mehr gesehen haben.
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Ignorieren oder Leugnen von Gründen: Indem wir z. B. nicht an die Prüfung denken, ignorieren wir, wie wichtig das Lernen für uns ist.
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Dissonante durch konsonante Kognitionen ersetzen: Wir sagen uns z. B., dass es uns nach der Party mental besser gehen wird, was sich sicherlich positiv auf die Prüfung auswirkt.
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Wichtigkeit konsonanter Kognitionen erhöhen: Dies können wir z. B. durch den Gedanken erreichen, dass auf der Party wichtige Personen sein werden, die wir nur dort treffen können.
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Bedeutung dissonanter Kognitionen vermindern: Wir denken z. B., dass die Prüfung ohnehin nicht so entscheidend ist.
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Ursprünglichen Plan umsetzen: Eine weitere Möglichkeit, unsere kognitive Dissonanz dauerhaft zu reduzieren, ist, ein unvernünftiges Verhalten, wie z. B. vor Klausuren auf Partys zu gehen, aufzugeben und damit das geplante Vorhaben, die Prüfung zu bestehen, umzusetzen.
Unser Wunsch, ein positives und konsistentes Selbstbild zu zeichnen, führt oftmals dazu, dass wir bevorzugt solche Informationen wahrnehmen, die unserem Bild von uns entsprechen und gleichzeitig negative und inkonsistente Informationen ignorieren. Letzteres führt auch dazu, dass wir widersprüchliche Informationen über uns selbst nicht so leicht erinnern oder verdrängen und diese uns hierdurch nicht bewusst sind.
Selbstwahrnehmungstheorie
Die Selbstwahrnehmungstheorie von Bem (1972) geht von einer Perspektive aus, in der Menschen ihr Verhalten wie ein äußerer Beobachter selbst betrachten und analysieren. Dies trifft insbesondere auf neue (unbekannte) Situationen zu, in denen Personen nicht auf vergangene Erfahrungswerte zurückgreifen können. Hierzu durchgeführte Studien belegten, dass Personen in neuen Situationen, sich von außen beobachten und auf Basis ihres Verhaltens in dieser Situation auf ihre persönlichen Merkmale und ihr inneres Erleben schließen. Voraussetzung hierfür ist, dass das Verhalten in dieser Situation freiwillig ist.
Looking-glass self
Charles Cooley (1902) hob die Interaktion mit anderen Menschen als Ursprung der Selbsterkenntnis hervor und bezeichnete diese Form des sozialen Selbst als „looking-glass self“. Das bedeutet übersetzt so viel wie Spiegel-Selbst. Es entwickelt sich in der Begegnung mit anderen Menschen, indem sie unser Verhalten reflektieren und uns auf diese Weise quasi einen Spiegel vorhalten, durch den wir etwas über unsere Wirkung auf andere erfahren.
Generalized other
Laut Mead (1972) ist es hierbei nicht notwendig, ein reales Gegenüber zu haben. Er nimmt stattdessen einen generalisierten Anderen (generalized other) an. Dieser repräsentiert als abstrakte Instanz gesellschaftliche Einstellungen und Normen, die das Individuum in der Interaktion mit anderen sowie in sozialen Gruppen aufnimmt und auf dieser Grundlage das Selbst entwickelt. Allerdings zeigten Studien ebenso, dass Selbst- und Fremdwahrnehmung von Personen nur selten übereinstimmen und diese sich eher daran orientieren, was sie denken und wie sie von anderen gesehen werden.
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